Refugee Fairy Tale

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March 27, 2024 by hotminnie

Die Medien überschlugen sich mit der rührseligen Story über einen angeblich acht Jahre alten Afrikaner, der – ebenso angeblich – zu Fuß von Mali quer durch die Sahara gewandert sei, um sich dann durch eine Schlepperbande nach Italien schiffen zu lassen.
Das abenteuerliche Kind nennt sich Oumar, behauptet, aus Tambaga in Mali zu stammen und von dort geflohen zu sein, weil islamische Terroristen sein Dorf attackiert hätten. Ohne Ausweis und ohne irgend welche Belege kann bequem alles erzählt werden.
Ein Angriff auf Tambaga konnte von den Malischen Behörden nicht bestätigt werden. Oumars Familie lebt auch weiter dort, scheint also nicht gefährdet zu sein. Die heroische Wanderung durch das größte Wüstengebiet der Erde, und das mit angeblich erst acht Jahren, hätte nicht einmal ein Karl May erfunden. Woher das Kind auf seiner einsamen Wanderung Wasser und Nahrung gehabt hätte, wird verschämt verschwiegen.
Angeblich hätte Oumar dann in Libyen zweimal versucht, mit einem der „Flüchtlingsboote“ nach Italien überzusetzen. Die Verhältnisse in Libyen sind bekannt: Ein Platz für eine Überfahrt kostet im Schnitt mehrere tausend US$. Selbstverständlich steht einem achtjährigen Kind eine solche Summe nahtlos zur Verfügung.
Beim ersten Versuch sei Oumar von der Libyschen Küstenwache geschnappt worden. Beim zweiten Versuch klappte die Kommunikation mit den Schleppern besser – das Schiff Ocean Viking, der Schlepperbande SOS Méditerranée, war rechtzeitig am Treffpunkt und holte die Scheinflüchtlinge ab, brachte sie ins italienische Ancona.
Das Märchen geht weiter: Von Italien aus rief Oumar sofort seinen Vater an, der angeblich drei Monate nichts von seinem Sohn gehört hatte. Selbstverständlich ist ein Bewohner Tambangas jederzeit per Telefon erreichbar. Doch man staunt dabei erst recht. Hat das Kind Oumar doch angeblich nur drei Monate gebraucht, um vom Südwesten Malis quer durch die Sahara nach Libyen zu wandern – eine Strecke von (laut Medien) 5600 Kilometern – und sich die Überfahrt nach Italien erkaufen zu können.
Das Märchen endete mit der gewohnten positiven Note. Der Vater habe seinem Sohn empfohlen, in Europa zu bleiben und die Familie nachholen zu lassen.
Auffällig ist (oder auch nicht), dass kein einziges Medium, das dieses Märchen berichtete, auch nur die geringsten Zweifel am Inhalt hegte. Das Kind habe die gleiche Story auch anderen erzählt, also müsse sie doch wohl stimmen.

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