Absturz eines Betrügers

March 30, 2015 by hotminnie

BERICHT

Mittlerweile kennt ihn (fast) ganz Österreich. Der aus Steyr, Oberösterreich gebürtige Martin B. erzielt seit über fünfzehn Jahren seinen Lebensunterhalt aus Betrügereien aller Art. Er gründete eine Vielzahl nicht gemeldeter Scheinfirmen, gab sich abwechselnd als deren Direktor, Prokurist und Rechtsberater aus, versuchte damit, am Fiskus vorbei Geld zu scheffeln. Eine Steuerschuld mit Finanzstrafe von runden 200.000 Euro ist noch offen.
Dazwischen behauptete er sich stolz als Rechtsanwalt, mit selbst verliehenen akademischen Titeln, führte—meist zum Schaden der Vertretenen—unzählige Verfahren und kassierte zum Unwillen der Rechtsanwaltskammer Honorare, die einen echten Anwalt erblassen ließen.
So gut wie alle Einkünfte wurden über seine Vereine und über Konten anderer umgeleitet, weil diese gemeinnützig seien. Eine Masche, die allerdings auch viele andere Vereinsbetreiber ausüben. Der Grund war logisch. Zahlen war gestern, verkündete Martin B. stolz im Internet—und blieb fast alle Zahlungen schuldig. Mehr als 200 Exekutionen häuften sich so an; praktisch uneinbringbar, weil die Einnahmen gemeinnützig vertuscht wurden.
Einer Eintragung in der Insolvenzdatei versuchte Martin B. auszuweichen, indem er sich rasch als verheiratet ausgab und sich fortan Martin F. nannte. Zu seinem Pech und Ärger standen alsbald beide Namen in der Insolvenzdatei.
Seine große Masche war zuletzt, Immobilienmakler zu spielen. Mit zweien seiner Vereine gründete Martin B. eine Immobilienfirma, passend als Immo-Devil (FN 414790k). Firmensitz war ein Postfach bei Mailboxes Etc. in Linz, weil die Behörden in Steyr das nur schwer geschluckt hätten. Maklerkonzession war gestern, die braucht doch niemand, meinte er ernsthaft—und bestellte seine Freundin/ Sekretärin/Ehefrau—was immer—deren Unterschrift er passend einkopierte, als Geschäftsführerin.
Das Firmenbuch beim Landesgericht Linz war alles andere als begeistert. Noch weniger begeistert, weil die Firma kaum erreichbar war. Denn auch ein Postfach muss bezahlt werden.
Martin F. benützt schon lange undurchsichtige parteipolitische Beziehungen, ohne die auch bei Behörden wenig geht. Deshalb genehmigte die Bezirkshauptmann-schaft Kirchdorf an der Krems zähneknirschend Statutenänderungen der angeblich gemeinnützigen Vereine, um ihnen auch den Betrieb von Firmen zu bewilligen.
Das hielt aber nicht lange. Keine Konzession, keine Steuern, alles schuldig bleiben wirkte sich schließlich aus. Mit 13. März 2015 wurden beide Vereine—Martin F.s berüchtigter Rechtswissenschaftlicher Verbund (ZVR 419556361) und seine Wohnraumförderung (ZVR 659158842) behördlich aufgelöst.
Damit fiel auch die teuflische Immobilienfirma um, das Landesgericht Linz löste sie auf. Die letzte Gegenwehr von Martin F. dagegen ist, für Zustellungen einfach nicht erreichbar zu sein.
Auch die Erreichbarkeit hat so ihre Tücken. Nachdem die Wohnung in Steyr und die Wohnung bei Windischgarsten, beide großartig als Rechtsbüro verkündet, wegen Nichtbezahlung der Miete gekündigt worden waren, fällt nun auch die Wohnung in St. Pankraz um. Ein Jahr keine Miete bezahlt. Die vermietende Genossenschaft gestand zu, die Familie dürfe noch einige Monate dort bleiben. Denn zu holen ist bei Martin F. ohnehin nichts.
Um standesgemäß aufzutreten, leaste Martin F. auch noch zwei Firmenautos. Einen Mazda Kombi und einen protzigen Mazda SUV, den er natürlich zwecks Verhinderung von Exekutionen auf den Verein anmeldete. Nach einem Unfall und natürlich wegen Nichtbezahlung der Leasingraten wurde der SUV eingezogen.

jaguarFlugs besorgte sich Martin F. einen protzigen Jaguar, um weiter standesgemäß aufzutreten. 30.000 Euro hätte dieser gekostet, verlautete er stolz. Das Geld habe er für den Unfall bekommen. Das klang aber weniger wahrscheinlich, den Unfall hatte er mit dem Leasingwagen, ihm selbst wäre kein Geld dafür zugestanden. Die Staatsanwaltschaft prüft deshalb den nächsten Betrug.
Um wenigstens irgend etwas zu verdienen, mietete Martin F. eine Tankstelle mit Imbiss-Stube an. Für Sprit zahlte er nichts, also wurde die Tankstelle gesperrt. Nachdem er mit unsachgemäßen Reparaturen die Hebebühne beschädigt hatte, blieb auch diese außer Funktion. Die von ihm angebotenen Gebrauchtwagen und Autoreifen gehörten nicht ihm.
Verblieb nur der Imbiss. Für den auf eigenartige Wege Lebensmittel beschafft wurden, unter anderem nicht zum Verkauf bestimmte Wurstproben der Firma Pollhammer, die dann billig angeboten wurden. Sogar die Domain-Registrierung ging schief; statt Backshop wurde Bachshop eingetragen. Rechtschreibung war noch nie Martin F.s Stärke.
Gegen den Betreiber der Tankstelle und Vermieter, dessen Post er unterschlug, setzte es bitterböse Anschuldigungen im Internet, das kann Martin F. immer am besten.
Wie es weitergeht, interessiert nur jene, die von Martin F. nach Strich und Faden betrogen wurden. Keine Wohnung, keine Firma und—am allerschlimmsten—keinen Verein mehr. Es würde nur eines helfen: Eine lange Haftstrafe. Dann bekämen die Kinder von Martin F. wenigstens Geld für ihren Unterhalt.

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